20 September 2016 17:15 | Piazza San Francesco

Rede von Mauro Gambetti



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Mauro Gambetti

Kustos des "Sacred Convent" von Assisi, Italien
 biografie

Dialog und Gebet sind die Angelpunkte, die Eckpfeiler dieses Treffens, das mit dem Wunsch organisiert worden ist, ein sanftmütiges, friedliches, versöhntes und freies Zusammenleben unter den Völkern zu fördern. Wir wollten der ganzen Welt eine von den Religionen und Menschen guten Willens geteilte und mitgetragene Botschaft der Barmherzigkeit und des Friedens bieten. Ich weiß nicht, ob uns dies gelungen ist. Die Geschichte wird ihr Urteil fällen - in Hinsicht auf die Entwicklung oder den Niedergang der Menschheit.

Dennoch können wir eine "prophetische" Deutung wagen - ausgehend von der Erfahrung des kleinen Bruders Franziskus, der 1219 in Damietta Sultan Malik al-Kamil begegnete. Dialog. Demütig im Verhalten, demütiger im Fühlen, am demütigsten in der Selbsteinschätzung … (2Cel 140: FF 724): Dies ist der Mensch, wie er von Celano beschrieben worden ist, der sich nach Damietta begibt. Die Demut erlaubt, das Unendliche, das Absolute, das Ewige auszustrahlen, weiterzugeben und wahrzunehmen - das Unendliche, das Absolute, das Ewige, vor dem wir alle nichts sind, ein Windhauch, von gleicher Würde. Die Demütigen respektieren sich, schätzen sich, werten sich gegenseitig auf.

Gebet. Noch der erste Biograph schreibt über Franziskus, dass er nicht so sehr ein Mann war, der betet, sondern vielmehr selbst ganz in Gebet verwandelt war (2Cel 95: FF 682). Wer ständig aus dem geistigen Leben schöpft, hat das Herz, um die anderen, die Andersartigen anzunehmen weil er sie in den geheimnisvollen Tiefen des Seins als so ähnlich mit sich selbst erkennt, dass er sich mit ihnen eins fühlt.
An diesem Punkt ist die Prophezeiung einfach. Die Welt wird eine Phase der Entwicklung erfahren, wenn die, die hier sind, nicht auf der Suche nach Ruhm sind, wenn sie sich nicht für etwas Besseres als die anderen halten und nicht die eigene Religion, die eigene Gruppe der Zugehörigkeit oder die eigene Kultur für den anderen überlegen hält. Wer vor mir, mir gegenüber, steht, hat immer etwas mehr als ich, etwas, das ich nicht besitze. Ohne Demut ist die Konfrontierung, der Vergleich unter uns - jener von heute und jener von morgen - nur ein Kompromiss, damit der eine die Macht über den jeweils anderen behält.

Schließlich sind diejenigen, die hierher gekommen sind, mehr oder weniger bewusst Menschen, die bereit sind, für den Frieden zu sterben. Es sind die Freunde, die die Sicherheit für uns alle garantieren. Danke! Bereit für den Frieden zu sterben, sind auch diejenigen, die hier in verschiedenen Funktionen im Dienst sind, wie auch die eingeladenen Gäste und diejenigen, die aus freiem Willen gekommen sind. Vielen Dank an alle!

Aber wann geht man dazu über, bereit zu sein, für den Frieden zu sterben? Ich glaube, dass dieser Übergang nicht ohne das Gebet erfolgen, geschehen kann. Wer sich aus den Quellen des Geistes tränkt, sieht die Angst vor dem Tod aus dem Herzen schwinden und versteht es, auf die eigenen Ansprüche zu verzichten, sich der Vergebung zu öffnen, demjenigen Gutes zu tun, der einem Böses tut, und sich allen aus Liebe zu unterwerfen.

Der prophetische Wert der Begegnung, die heute endet, hängt von dem ab, was jeder von uns morgen tun wird.

Der Herr gebe Euch Frieden.